Die Fantastischen Vier – Captain Fantastic

Von am 29. April 2018

ALBUM der WOCHE KW 18/2018

Zwei Wochen nach der Echo-Verleihung und einer Debatte über Antisemitismus und Verrohung im deutschen Sprechgesang ist mit dem Album „Captain Fantastic“ das 10. Album der Fantastischen Vier erschienen. Die aus Stuttgart stammenden Deutschrap-Veteranen gehören seit jeher nicht zu den Vertretern des Gangsta-Rap. Dennoch sind die Beats, Grooves und Reime diesmal deutlich druckvoller bzw. politischer als gewohnt.

Auf „Captain Fantastic“ befinden sich Crossover mit Unterstützung von Samy Deluxe, Curse oder Damion Davis, aber auch gewohnt selbstverherrlichender Fanta-Hiphop, wie man ihn (mit einem deutlichen Augenzwinkern) kennt. Politische Texte fanden bei den Fantas bisher eigentlich eher selten statt. Auf „Captain Fantastic“ geben die Jungs aber auch einmal ihre bisher meist verborgene Meinung, zumindest andeutungsweise, preis. Die altbewährte sympathisch-positiv und zumeist partyorientierte Fanta-Power drückt in diesen Songs etwas aufs Gemüt. Michi Beck, Thomas D., And.Ypsilon und Smudo sind mittlerweile um die 50 Jahre alt und wollen die Augen nicht vor der Realität verschließen. Und auch ihr Publikum das vor 25 Jahren mit „Die da!?“ oder „Was geht“ gefeiert haben, sind mit den Fantas älter und erwachsen geworden. Die Interessen haben sich verschoben und das wollen die Fantas auch in ihrer Musik ausdrücken. Nicht immer, aber deutlich öfter…

Die Fantastischen Vier sind immer dann am besten, wenn sie sich selbst nicht so ernst nehmen. Der Videoclip zur Single „Zusammen“ ist dafür ein gutes Beispiel. Michi Beck will dem vermeintlich neuen Bandmitglied „Clueso“ darin die ganze Zeit „die Fresse polieren“. Am Ende wirkt die Clueso-Nummer gar nicht so uncool.

Auf „Captain Fantastic“ wird zumeist der gute Geist des Hip-Hop zelebriert. Die Fantas plädieren aber auch für Toleranz. Der zunehmende Populismus, die Verrohung der Sprache und die vereinfachte Darstellung der Welt würden sie zunehmend ärgern, so Smudo in einem TV-Interview. „Wir sind liberale Menschen. Wir stehen auf Vielfalt und Dialog und sind gegen Gewalt und Gruppenzwang“. Hip-Hop-Kollegen wie Samy Deluxe und Denyo von den Absoluten Beginnern hätten ihnen viel Input gegeben bei den neuen Songs, so die Fantastischen Vier. Schließlich sei es nicht so einfach, nach zehn Alben und fast 30 Bandjahren immer wieder neue Geschichten und Reime zu erfinden.

Alles in Allem bleiben Fanta Vier mit „Captain Fantastic“ am Puls der Zeit und setzen sich für Dialog und Vielfalt ein. So ein Statement sollte man nach so langer Zeit gefahrlos setzen dürfen. Alles verändert sich, auch Fanta Vier.

Offizielle Webseite

Titel: 01.Captain Fantastic, 02.Tunnel, 03.Zusammen feat. Clueso, 04.Fantanamera, 05.Moduland.Y, 06.Hitisn, 07.Watchmen, 08.Alle (Skit), 09.Endzeitstimmung, 10.Hot feat. Flo Mega, 11.Henson J.J. Barkley (Skit), 12.Aller Anfang is Yeah, 13.Das ist mein Ding, 14.Affen mit Waffen, 15.Hitisn Reprise feat. Tom Gaebel, 16.Weitermachen feat. Damion

Fotos: Columbia Records / Sony BMG

Hörer-Meinung

Beitrag kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.Erforderliche Felder sind mit einem * markiert


Weiterlesen

Nächster Beitrag

Musicnews KW 34


Voriger Beitrag

PUKKELPOP 2019


Radio Contact (AAC)

96,7 MHz

Jetzt läuft:
TITLE
ARTIST

Background